Donnerstag, 1. September 2011

Geschafft!

Heute, sieben endlose Monate nach meinem Erstantrag, fand in der Landesinnung für Mode und Bekleidung endlich eine Überprüfung meiner BH-Näh-Kenntnisse und -Fähigkeiten statt. Und ich darf gleich mal verraten: es sieht sehr gut aus.
Angenehmerweise fand "nur" ein Fachgespräch statt, das heißt: ich musste nicht vor den Augen der Innungsmeisterin Patrizia Fürnkranz-Markus auf Maschinen der Innung arbeiten, sondern ich nahm fertige BHs, Stoffe und Spitzen mit, die wir besprachen.
Es sind jetzt schon zwei Jahre, dass ich mich in die Materie "Maß-BHs" vergrabe und meine Technik verbessert sich mit jedem Stück. Daher habe ich in den letzten Tagen einen BH für mich angefertigt, bei dem ich jeden kleinsten Fehler auftrennte, damit ein makelloses Ergebnis zustande kam. (Wenn ich für mich selbst arbeite, bin ich da normalerweise toleranter........)
Hier ist also mein nachtblau-rotes Meisterstück:


Wagemutig, wie ich bin, zeige ich Euch nicht nur eine Nahaufnahme der Nähte von außen, sondern auch von innen. Ich bin wirklich zufrieden.
Frau Fürnkranz-Markus war erstaunt, dass man sowas mit einer Haushaltsmaschine hinkriegt, worauf ich ihr nur eine Erklärung bieten konnte: Bernina-Qualität.
Vor einem halben Jahr kaufte ich diese Maschine, die älter ist als ich selber, eine 530-2 Record, zwar elektrisch, aber ansonsten vollmechanisch. So was von hochpräzise habe ich noch nicht erlebt! Vollkommen gleichmäßige Nähte!
Wenn ich Stichlänge 2 mm einstelle und
anschließend 2,2 mm, ist der Unterschied genau zu erkennen. Auch die Zickzackbreite von einem halben Millimeter ist genau zu sehen.
Den Füßchendruck brauche ich nicht einmal bei elastischen Stoffen zu verändern und die Stoffschichten verschieben sich trotzdem kaum gegeneinander. Außerdem zerbricht nicht einmal die dünnste Nadel, während ich auf meiner Toyota 2600 (ein Spitzenmodell in den 1980er Jahren, als ich sie kaufte) pro BH mindestens eine schrotte. Rückwärtsnähen und dickere Stofflagen sind da die Todesfallen, obwohl die Maschine erst kürzlich von Aisin gewartet wurde.
Naja, steig ich halt auf die Bernina um, die eigentlich als meine Reservemaschine gedacht war, und nehme die Toyota, wenn die Bernina beim Service ist.

Zurück zum Fachgespräch: wir besprachen eigentlich alles. Verarbeitungsprobleme, Dehnungsverhalten, schnittechnische Herausforderungen, Geschäft, Werbung, Vernetzung, Kunden, meinen Weg zum BH-Schneidern usw. Theoretisch hätte es ja sein können, dass sie meint: was will die, sie hat ja nicht einmal eine Lehre gemacht. Aber sie war wirklich fair und hat die Qualität meiner Arbeit mehrmals gelobt. Großes Danke.
Außerdem ein großes Danke an den Geschäftsführer der Innung, Herrn Walter Grössinger. Er hat mir in einigen Telefonaten Mut gemacht, als es nach einem gewerbrechtlich hoffnungslosen Fall aussah. Danke, danke, danke!
Jetzt warte ich noch auf den Gewerbeschein und dann kann mich nichts mehr halten. Wien, oder besser: Welt, ich komme!